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Nachführen von Himmelsobjekten
Bei ausgedehnten Beobachtungen scheinen astronomische Objekte langsam durch das Sichtfeld des Te-
leskops zu wandern. Bei korrekter Polhöheneinstellung müssen Sie lediglich an der Rektaszensions-Fein-
abstimmung drehen, um Objekte auf ihrer Bahn nachzuführen. Sie können auch einen Rektaszen-
sions-Motorantrieb verwenden, um die Erdrotation zu kompensieren und Himmelsobjekte automatisch
nachzuführen.
Ist das Objekt jedoch zu lichtschwach, können Sie auch die Teilkreise an der Äquatorialmontierung ver-
wenden. Mit den Teilkreisen können Sie Himmelsobjekte anhand ihrer Himmelskoordinaten auffinden,
die Sie zum Beispiel Sternkarten entnehmen können.
Die Skala am Rektaszensions-Teilkreis ist in Stunden von 1 bis 24 eingeteilt. Die kleinen Linien
dazwischen stehen für 10-Minuten-Intervalle. Die obere Zahlenreihe gilt bei Beobachtungen in der
nördlichen Hemisphäre, die Zahlenreihe darunter bei Beobachtungen in der südlichen Hemisphäre.
Kalibrieren des Rektaszensions-Teilkreises: finden Sie zunächst am Himmel einen Stern mit bekannten
Koordinaten. Gut geeignet ist etwa die Wega in der Leier mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,0.
Einer Sternenkarte entnehmen wir, dass die Rektaszension der Wega 18 h 36 m beträgt.
Lösen Sie die Rektaszensions- und Deklinations-Arretierungen und stellen Sie das Teleskop so ein, dass
die Wega im Sichtfeld des Okulars zentriert ist. Ziehen Sie die Rektaszensions- und Deklinations-Arre-
tierungen an, um die Montierung wieder zu fixieren. Drehen Sie jetzt den Rektaszensions-Teilkreis auf
die Position 18 h 36 m. Ab jetzt können Sie die Teilkreise benutzen, um Objekte am Himmel zu finden.
Bei einer Äquatorialmontierung, auch deutsche Montierung genannt, ist die Polachse schräggestellt und
zeigt auf den Himmelspol (nördlicher (NHP) oder südlicher (SHP) Himmelspol). Bei korrekter Polhöhe-
neinstellung muss die Montierung nur um die Polachse gedreht werden, um ein stellares Objekt im
Zentrum des Sichtfelds zu halten. Verändern Sie nicht den Höhenwinkel oder die Position des Sockels
der Montierung. Nachdem Sie entsprechend Ihrer geografischen Breite die korrekte Polhöhe eingestellt
haben, wird das Teleskop zum Auffinden von Himmelsobjekten nur noch um die Polachse (Rektaszen-
sionsachse) und die Deklinationsachse gedreht.
Viele Anfänger haben Schwierigkeiten damit, zu erkennen, dass sich eine Äquatorialmontierung mit
korrekter Polhöheneinstellung wie eine Azimutalmontierung verhält, die an einem Himmelspol aus-
gerichtet ist. Die Schrägstellung der Montierung entspricht dem Breitengrad des Beobachters. Daher
dreht sich die Montierung in einer Ebene, die parallel zum Himmelsäquator (und damit auch dem
Erdäquator) ist. Dies ist jetzt der „Horizont“ des Teleskops, aber ein Teil dieses neuen Horizonts wird
in der Regel von der Erde verdeckt. Diese Drehung in diesem „Horizont“ ist analog zum Azimut bei
einer Azimutalmontierung und heißt „Rektaszension“ (R.A.). Außerdem kann die Montierung aus dem
Himmelsäquator heraus nach Norden (+) und Süden (-) auf die Himmelspole zu gedreht werden. Diese
positive oder negative „Höhen“-Winkelabweichung vom Himmelsäquator heißt „Deklination“ (Dec.).
Betrachten wir nun den Fall, dass das Teleskop auf den westlichen oder östlichen Horizont gerichtet
ist. Wenn das Gegengewicht nach Norden weist, kann das Teleskop um die Deklinationsachse vom einen
Horizont zum anderen umgelegt werden. Es folgt dabei einem Bogen, der durch den nördlichen Him-
melspol verläuft. Soll der optische Tubus auf ein Objekt nördlich oder südlich dieses West-Ost-Bogens
gerichtet werden, muss die Montierung auch um die Rektaszensionsachse gedreht werden.
Im Allgemeinen wird, um das Teleskop in eine andere Richtung als exakt auf den Himmelspol zu richt-
en, immer eine Kombination aus Rektaszensions- und Deklinationspositionen benötigt.
Teleskope mit großen Brennweiten haben in Zenitnähe häufig einen „Totpunkt“, weil das Okularende
des optischen Tubus mit den Stativbeinen kollidiert. Wenn dies ein Problem darstellt, kann der Tubus
vorsichtig in den Rohrschellen nach oben geschoben werden. Dies ist sicher, weil der Tubus fast voll-
ständig vertikal steht und eine Verschiebung des Tubus in diesem Spezialfall kein Ungleichgewicht um
die Deklinationsachse erzeugt. Es ist jedoch äußert wichtig, dass Sie den Tubus zurück in seine Gleich-
gewichtsposition schieben, bevor Sie das Teleskop auf andere Himmelsbereiche richten.
je nach Lage des Himmelspols relativ zum Polarstern. Verwenden Sie nur die Rektaszensions-Feinab-
stimmung, um das Zielobjekt in der Mitte des Sichtfeldes zu halten.
Nachdem das Teleskop am Himmelspol ausgerichtet ist, sollten während der laufenden Observation
Azimut und Höhenwinkel der Montierung nicht mehr verändert und das Stativ nicht bewegt werden.
Objekte sollten ausschließlich durch Bewegungen um die Rektaszensionsachse und um die Deklina-
tionsachse im Sichtfeld gehalten werden.
In der südlichen Hemisphäre müssen Sie die Montierung am südlichen Himmelspol ausrichten. Diesen
müssen Sie anhand von Sternkonstellationen ausfindig machen, da sich in seiner Nähe leider kein heller
Stern befindet. Ca. ein Grad vom südlichen Himmelspol entfernt liegt σ Octantis (Polaris Australis),
er ist mit einer scheinbaren Helligkeit von lediglich 5,5 jedoch sehr lichtschwach. Um den südlichen
Himmelspol zu lokalisieren, ziehen Sie eine Linie durch α und β Crucis (im Kreuz des Südens) und eine
Linie, die senkrecht durch die Mitte der Verbindungslinie von α und β Centauri verläuft. Der südliche
Himmelspol befindet sich ungefähr am Schnittpunkt der beiden Linien.
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